(2018-2025)
What can be shown cannot be said. —Ludwig Wittgenstein
Was meinen wir, wenn wir von ‚Bildsprache‘ sprechen, und wie verändern Sprachbilder/Metaphern unser Textverständnis? Wie verhalten sich Sprache und Bild hinsichtlich unseres Vorstellungsvermögens zueinander? Lassen sich Bildgehalte vollständig in Sprache übersetzen? Lassen sich Sprachgehalte in Bilder transformieren? Wo stoßen beide Erfahrungswelten an ihre Grenze?
Sagt ein Bild mehr als 1000 Worte? Und warum?
Fragen wie diese weisen offenkundig auf eine schwer bestimmbare Leerstelle hin.
Kommerzielle Werbebotschaften spielen z. B. gezielt mit der Suggestivkraft von Bildern, bis hin zur subliminalen Wahrnehmung. Aber auch Sprache ist in ihrer Struktur nicht logisch. Auch Sprache kann sehr lebhafte Vorstellungsbilder evozieren und damit verführen.
Die hier versammelten Bild-Texte thematisieren in unterschiedlicher Form und in sehr unterschiedlichen literarischen Zusammenhängen eine Inkongruenzerfahrung, einen Zweifel, eine Unsicherheit, die sich ebenso und ganz allgemein auf das Verhältnis von Bild und Text beziehen läßt. Das Spektrum der sprachlichen Form reicht von sehr anschaulichen, bildhaften Beschreibungen über poetische Formulierungen bis hin zu philosophisch-theoretischen Fragestellungen.
Oft handelt es sich um einen Bruch innerhalb der Erfahrung, der die sichtbare Welt und das, was von ihr/über sie gewusst wird, unüberwindlich trennt. Sprache kommt an ihre Grenzen, Bilder bleiben zuweilen unverständlich, stumm … es eröffnet sich eine Leerstelle, stellvertretend für das Unbekannte, das Ungewisse, das sich der Eindeutigkeit entzieht – ein visueller Essay über Wahrnehmung und bildliche Vorstellungskraft.



Bildquellen
- Karin Rasper, #02[Siri Hustvedt], aus der Serie „LEKTÜREN“, ca. 60 x 40 cm, Inkjet Print: (c) Karin Rasper
- Karin Rasper, #05[Tomas Espedal], aus der Serie „LEKTÜREN“, ca. 60 x 40 cm, Inkjet Print: (c) Karin Rasper
- Karin Rasper, #01[John Berger], aus der Serie „LEKTÜREN“, ca. 40 x 60 cm, Inkjet Print: (c) Karin Rasper