Jürgen Hurst – Zwischenräume

2015-2016/2016

Zwischenräume ist eine Arbeit, die episodenartig Momente des Alltags festhält. Eines Alltags, der in großen Teilen reflexartig bewältigt wird. Das beinhaltet die physische Bewegung an gewohnten Orten, es beinhaltet aber auch die kognitive und emotionale Bewegung in unseren Arbeits-, Wohnungs-, Familien, Freizeitthemen. Was aber passiert zwischen diesen Bereichen? Wie wechseln wir von einem Raum in den anderen? Wie rekontextualisieren wir unser mentalen Zustand um uns auf neue Situationen, neue mentale Räume einzustellen? Es sind genau diese Übergänge, die uns ein bewusstes, ein aktives Wahrnehmen abfordern.  Sobald wir solche äußeren Erscheinungen registrieren, erscheinen sie uns in einer manchmal faszinierenden, manchmal irritierenden Mischung aus Gewohntem und Unbekannten. In dieser Ambivalenz können sie unterschiedliche Bedeutung erlangen. Je nach Assoziation, die sie mit unseren Erinnerungen, Erwartungen oder Emotionen bilden, entfalten sie ihre individuelle Wirkung.…

Axel Gehrke – Berlin 6 x 6

Einige der 111 Orte in Berlin, die man kennen sollte – abseits der ausgetretenen Pfade; besondere Orte, aus der Zeit gefallen, die man beim Flanieren durch die Stadt überall entdecken kann. Manche sind schon vergangen, die Stadt hat sie sich anverwandelt oder sie sind Opfer von Bauboom und Gentrifizierung geworden. Ein alter Baum im Innenhof, seit den Fünfzigerjahren gewachsen, der dem neuen Berlin weichen muss; ein ausrangiertes Sofa auf dem ehemaligen Todesstreifen, das die gefallenen Seelen von heute und einst zum Verweilen einlädt; oder der Trödler in Moabit, bei dem vor Kurzem noch die wilden Katzen streunten. Und schließlich diese besonderen Momente, wie jener strahlend blaue Wintertag mit Neuschnee im Volkspark, an dem vermutlich auch Breughel seine Freude gehabt hätte. Die Stadt ist ständig im Wandel, sie reißt uns mit, panta rhei, alles fließt –  dies ist mein Anker, 6 x 6 cm.…

Konstanze Müller-Kitti – SoDA

2014

In Vorbereitung auf einen sinnvollen und aktiven Lebensabend bin ich auf die Fotografie gestoßen. Die neue Generation der dazu benötigten Apparate schienen mir das leicht und beherrschbar zu machen.
Darin habe ich mich geirrt.

Verändert hat sich allerdings meine Art des Sehens, ich gehe aufmerksamer denn je durch mein Leben. Und entdeckte dabei auch sie. Diese Dinge und Objekte, die einst so erwünscht, geliebt, so wichtig und unverzichtbar waren.

Jetzt sind sie einfach nur noch SoDA.

Unerwünscht, nutzlos, stehen und liegen gelassen. Weggeschmissen. Meist ohne Erbarmen, ohne das mitleidige Schild: „Zum Mitnehmen!“.

Mit ihnen habe ich mich beschäftigt. Setzte sie auf meine Art neu in Szene. Ich begreife!

Nicht mehr der Norm und den Anforderungen entsprechend, von Zeit und Nutzung gekennzeichnet, können diese Dinge immer noch Partner sein, neue Impulse geben und Freude bereiten.…

Katja Hammerle – o.T.

ohne Titel

Mich fasziniert das Geheimnis der Dinge hinter dem Offensichtlichen, die Frage nach einer anderen Sicht der Welt. Der Blick durch den Sucher eröffnet mir neue Perspektiven: flüchtige Blicke durch ein Fenster in eine andere Realität. In Selbstinszenierungen finde ich einen unmittelbaren Ausdruck für das, was sich der Sprache und dem Logos entzieht. Ich stelle unsere rationale Weltsicht und ihr Wertesystem infrage.

 

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Jan Großer – Belastungskörper

2014

Ich habe Freunde, Familie und Bekannte gebeten, ein Bild von mir zu machen, ganz nach ihren Vorstellungen, und anschließend die Frage zu beantworten, was ihnen zu meinem Namen auf einem schwules Online-Dating-Portal –“belastungskoerper“– einfällt.…

Jan Großer – profile shots

2014

Wie sehe ich mich? Wie werde ich gesehen?
Wem will ich mich zeigen? Wem nicht?
Was gefällt mir an mir? Was gefällt anderen an mir?

Sechs Männer haben mein Angebot angenommen, sich für ihre Online-Dating-Profile fotografieren zu lassen. Diese Portale sind geschützt durch die Kombination von Benutzernamen und Kennwort. Nur registrierte Benutzer haben vollen Zugang zu den Seiten.

Die Bilder wurden kollaborativ erarbeitet, und so weit von den Wünschen und Vorstellungen der Männer geleitet wie möglich, sowohl bei den Fotoshootings sowie bei der anschließenden Auswahl.

Der Nutzer eines solchen Profils befindet sich in der Doppelrolle von Produkt und Konsument, Betrachter und Betrachtetem. Die Grenze zwischen Privatspäre und Öffentlichkeit markiert Zugehörigkeit und Abgrenzung, eine Grunddynamik von Identität, welche sich hier zugleich an den Regeln eines Marktes von Angebot, Nachfrage und Konkurrenz ausrichtet.…

Jan Großer – body talk

2016

Ich gehe der Frage nach, wie sich das Konzept von Gender in unseren Körpern, seinen Haltungen und Gesten manifestiert, abseits von Styling, Make-up oder Kleidung. Wenngleich in dieser Werksgruppe Menschen verschiedener Geschlechtsidentitäten und sexueller Orientierungen gezeigt werden, ist nicht ihre Gegenüberstellung, sondern der männlich, weiblich oder ambivalent assoziierte körperliche Ausdruck in den abgebildeten Personen Gegenstand meiner Betrachtung. Zu diesem Zweck fotografiere ich Menschen nackt in ihrer häuslichen Umgebung, um die nötige Intimität herzustellen. Ich interveniere behutsam, um Genderstereotypien zu brechen und so sichtbar zu machen, auch im Bezug auf traditionelle Repräsentationsformen in der bildenden Kunst. So stellen diese Bilder gleichzeitig Porträts der einzelnen Menschen dar sowie eine Untersuchung der Darstellung von Gender und unserer Wahrnehmungs- und Betrachtungsgewohnheiten. Die Bildgruppe stellt eine Werkschau eines fortwährenden Projekts dar.…